Für den Zunsweirer Sören Hetzel ging vergangenen Sonntag mit dem Tokio-Marathon ein Traum in Erfüllung. Gezwungenermaßen hatte er sich über ein Jahr vorher für den Marathon in der japanischen Metropole angemeldet, da sich in Tokio die meisten Läufer aller Marathons weltweit um einen Startplatz bewerben. Nach zwölf zehrenden Wochen seiner anspruchsvollen Marathonvorbereitung, flog er vier Tage vor dem Marathon ins Land der aufgehenden Sonne. Sich an die acht Stunden Zeitverschiebung und das ungewohnte Essen zu gewöhnen, hieß es von nun an, bevor am Sonntag um 9:15 Uhr Ortszeit der Startschuss für die über 40.000 Läufer fiel.
Der erste der sechs World Marathon Majors bot einmal mehr ein spektakuläres Starterfeld. Unter anderem Ex-Weltrekordhalter Wilson Kipsang aus Kenia und London-Marathon-Sieger Tsegaye Kebede aus Äthiopien sorgten für die Extraklasse des Elitefeldes – auch der japanische Star-Läufer und Querdenker Yuki Kawauchi ließ sich auf der Marathonmesse blicken. Während vorne einmal mehr der Weltrekord anvisiert wurde, ging es für Sören um eine neue persönliche Bestleistung. Trotz der tausenden Läufer und des dafür recht schmalen Startbereichs, konnte er sein Tempo auf den ersten Kilometern finden. Die folgenden 5-km-Abschnitt lief er konstant wie geplant alle deutlich unter 23 Minuten. Nach zwei Dritteln des Rennens erschwerte ihm die zunehmende Wärme in der 10-Millionen-Stadt, sein Tempo zu halten. Doch nach einer kurzen sonnigen Passage, verschwand das Läuferfeld schnell wieder in den Tiefen der Hochhausschluchten Tokios.
Nachdem dann der Marathon jenseits der 30-km-Marke erst so richtig anfing, begann auch der Kampf für Sören sowie für alle weiteren Läufer. Die teilweise engen Kurven und Wendepunkte kosteten die letzten Kraftreserven auf der sonst relativ flachen Strecke. Dennoch biss er sich die letzten Kilometer durch, ohne signifikant an Tempo einbüßen zu müssen und realisierte bei der 40-km-Marke, dass er noch unter seiner Bestzeit von 3:12:58 Stunden bleiben kann. Entschlossen und vorfreudig auf das baldige Ende, mobilisierte er seine aller letzten Reserven und beschleunigte sogar nochmals deutlich. Völlig erschöpft, aber überglücklich in Anbetracht seiner herausragenden Leistung, ließ er sich nach 3:11:48 Stunden unter dem euphorischen Jubel der Zuschauer und freiwilligen Helfer wie der Sieger Wilson Kipsang über die Ziellinie tragen. Allerdings konnte Sören im Gegensatz zu Kipsang sein gestecktes Ziel erreichen.