Mit herausragenden Leistungen trotzten drei Roadrunners dem schlechten britischen Wetter und zählten beim London Marathon zu den schnellsten Deutschen.
Von Greenwich im Osten Londons bis zur vor dem Buckingham Palace gelegenen Prachtstraße The Mall führt die legendäre Strecke des London Marathons Jahr für Jahr gen Westen. Zum wiederholten Male war für den Tag des Marathons, den 23. April, Wind aus Westen vorhergesagt. Zudem musste mit Regen gerechnet werden, was das Rennen zusätzlich erschweren sollte. Vor ihrem dritten bzw. zweiten London-Marathon-Start ließen sich Jonas Müller sowie Natalie Wangler und Joachim Schlaier davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Trotz der suboptimalen äußeren Bedingungen wollte das Roadrunners-Trio, das gemeinsam bereits fast 70 gefinishte Marathons aufweisen kann, das Beste aus der anspruchsvollen Situation machen. Dies gelang.
Nur wenige Sekunden hinter den Weltklasse-Athleten um den späteren Sieger Kelvin Kiptum, immerhin weltweit zweitschnellster Marathonläufer aller Zeiten, sowie den vierfachen Olympiasieger Sir Mo Farah, der auf den Straßen Londons vor heimischer Kulisse seinen letzten Marathon lief, gestartet, gingen Natalie und Jonas unter den zahlreichen sehr ambitionierten Startern der britischen Marathon-Meisterschaften und vor rund 50.000 weiteren Läufern ins Rennen. Joachim folgte in einem der ersten Startblöcke unweit dahinter.
Jonas Müller in London im Kampf um jede Sekunde
Wie im vergangenen Jahr gingen Natalie und Jonas das Rennen offensiv an und auch Joachim tat es ihnen gleich. Die 10-Kilometer-Marke, die kurz vor Cutty Shark, einem, der absoluten Stimmungs-Hotspots, wartete, passierte Jonas bereits nach 34:46 Minuten. Natalie folgte nach 39:10 Minuten, Joachim nach 45:41 Minuten. Aufgrund des zweitweise stärker werdenden Regens bereits durchnässt liefen die drei Roadrunners dem Wind, aber auch der nach 20 Kilometern wartenden Tower Bridge entgegen. Diese sollte aufgrund der bemerkenswerten Stimmung wieder einmal für einen wahren Gänsehaut-Moment sorgen. Kurz darauf war die erste Hälfte geschafft. Mit Durchgangszeiten von 1:13:48 bzw. 1:24:00 Stunden sorgten Jonas und Natalie für deren schnellsten je gelaufenen Halbmarathon innerhalb eines Marathons. Joachim erreichte die 21,1-Kilometer-Markierung nur drei Wochen nach seinem Start beim Paris Marathon nach ebenfalls schnellen 1:36:58 Stunden, womit auch er mit Chancen auf eine neue persönliche Bestzeit auf die zweite Hälfte ging.
Im weiteren Rennverlauf wartete der teilweise ungeliebte Streckenabschnitt durch die Hochhausschluchten von Canary Wharf. Auch wenn Natalie und Jonas, die aufgrund deren aktuellen Lebensmittelpunkts Schottland auch bei den ebenfalls im Rahmen des London Marathons ausgetragenen Schottischen Marathon-Meisterschaften startberechtigt waren, jenseits der 25 Kilometer jeden Kilometer nun minimal bzw. rund fünf Sekunden langsamer als zuvor liefen, blieb die Ausgangslage im Kampf um eine neue Bestzeit weiterhin sehr gut. Natalie lag im Vergleich zu ihrer in Manchester 2022 aufgestellten Bestleistung gar mehrere Minuten in Front. Bei Jonas, der im selben Rennen im vergangenen Frühjahr in 2:29:14 Stunden erstmals die magische 2:30-Stunden-Marke unterboten hatte, war es hingegen ein Kampf um jede Sekunde. Joachim reduzierte sein Tempo bei seinem bereits 37. Marathon nach und nach ebenfalls ein wenig, steuerte aber nach wie vor einer seiner schnellsten Marathonzeiten aller Zeiten entgegen.
Natalie Wangler feiert Riesen-Erfolg
Als der Tower of London nach 36 Kilometern ein zweites Mal passiert war, ging es in die heiße Rennphase. Dem Big Ben und somit der finalen Rennmeile entgegen, ließen besonders Natalie und Jonas nicht nach, gaben alles und überholten so am Ende noch einige ähnlich schnelle Athleten. Kurz darauf war es geschafft. Jonas finishte seinen 26. Marathon nach 2:28:52 Stunden, unterbot seine Bestzeit so ein weiteres Mal um 22 Sekunden und unterstrich so erneut seine besondere Klasse auf der Königsdistanz des Laufsports. Wie 2022 wurde er damit zweitbester Deutscher. Einzig der mehrfache Deutsche Marathon-Meister und Profi Tom Gröschel war noch schneller.
Ebenfalls schneller als je zuvor kam auch Natalie ins Ziel. Die 27-Jährige finishte nach herausragenden 2:51:09 Stunden, unterbot ihre Bestzeit so um über vier Minuten und war so schnellste Deutsche des London Marathon 2023. Insgesamt wurde Natalie unter 50.000 Läufern 51. Frau und Jonas 101. Mann. Welch außergewöhnliche Leistungen die beiden an diesem Tag gezeigt hatten, wurde spätestens klar, als der Schottische Leichtathletik-Verband die Ergebnisse der Schottischen Marathon-Meisterschaften verkündeten. Hinter der vorab als Topfavoritin angekündigten Sara Green errang Natalie den altersklassenübergreifend den zweiten Platz und darf sich so fortan Schottische Vize-Marathon-Meisterin nennen. Was für ein Erfolg für die Doktorandin und das gesamte Team! Für den starke Abschluss des 43. London Marathons sorgte wenig später Joachim, der in 3:18:40 Stunden bei seinem zweiten Marathonstart in London seine insgesamt drittschnellste Marathonzeit erreichte.
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