Hitzeschlacht in London, Streckenrekord außerhalb
- Roadrunners Südbaden
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Natalie Wangler und Joachim Schlaier kämpften beim 45. London Marathon gegen sommerliche Temperaturen. Jonas Müller wagte ein abenteuerliches Alternativprogramm.

Über 56.600 Läufer finishten am letzten April-Sonntag den London Marathon. Zum vierten Mal in Folge ging dabei Natalie Wangler, die bei den beiden zurückliegenden London Marathons zwei der größten Erfolge ihrer bisherigen sportlichen Karriere feiern konnte, an den Start. In den vergangenen beiden Jahren lief Natalie in London unter die drei schnellsten Frauen der Schottischen Marathon-Meisterschaften, die 2025 zum dritten Mal hintereinander in den London Marathon integriert waren. Mit Joachim Schlaier nahm ein weiterer Roadrunner das Rennen durch die britische Metropole in Angriff. Auch für ihn war es bereits der vierte London-Marathon-Start. Zum geplanten fünften London Marathon von Jonas Müller kam es hingegen nicht. Sein Rennen fiel tragischerweise einer organisatorischen Schwachstelle im Anmeldeprozess auf Seiten des Veranstalters zum Opfer.
Über Tage hinweg war es in Großbritannien in der Marathon-Woche wärmer und wärmer geworden. Am Vortag des Marathons lag zumindest noch eine dünne Wolkenschicht über der Stadt. Pünktlich zum großen Rennen zeigte sich das britische Wetter dann aus Zuschauersicht jedoch von seiner eigentlich schönsten Seite. Folglich kamen noch mehr Zuschauer an die Strecke und feierten eine große Laufparty. Leistungsfördernd war das sonnige Wetter für alle, die sich auf der anderen Seite der Absperrgitter befanden, trotz einmaliger Unterstützung jedoch nicht gerade. Schon vor dem Start war es warm, der strahlende Sonnenschein erhöhte die gefühlte Temperatur nochmals deutlich und im Laufe der kommenden Stunden kletterte das Thermometer noch weiter.
Natalie und Joachim, der wenige Tage vor dem Rennen zudem mit einer Lebensmittelunverträglichkeit zu kämpfen hatte, versuchten aus den herausfordernden Voraussetzungen das Beste zu machen. So lief Natalie die ersten 5-Kilometer-Abschnitte gleichmäßig wie ein Schweizer Uhrwerk auf eine Zeit von knapp unter ihrer zwei Jahre zuvor in London aufgestellten Marathon-Bestzeit. Nach dem ersten Renndrittel meldete sich dann allerdings der Magen, der die weitere Energie- und Flüssigkeitsaufnahme in der Folge verhindern sollte. Die Halbmarathonmarke erreichte sie dennoch nach 1:26:03 Stunden, der Negativtrend sollte sich aber fortsetzen, sodass sie sich Richtung Ziellinie, die wie immer auf der Prachtstraße The Mall vor dem Buckingham Palast wartete, kämpfte und das Ziel schließlich nach 3:08:36 Stunden erreichte. Auch Joachim erlebte noch geschwächt ein hartes Rennen, welches er nach 4:00:50 Stunden finishte.
Unkonventionelles Alternativprogramm mit Erfolg
Jonas, der die Qualifikationszeit von 2:38 Stunden für die Britischen Marathon-Meisterschaften im zurückliegenden Kalenderjahr gleich mehrfach um einige Minuten unterboten hatte, zu Beginn des Jahres aber Opfer der genannten Umstände und so zum Umplanen gezwungen wurde, ging am Vortag des Marathons beim Battersea Parkrun, einem der im Durchschnitt teilnehmerstärksten und gleichzeitig sportlich hochklassigsten Parkruns der Welt an den Start. In schnellen 16:17 Minuten kam er unter über 1.300 Finishern als achter Mann ins Ziel, verlor auf der zweiten Hälfte allerdings wegen zahlreichen Überrundungen im überfüllten Park die ein oder andere Sekunde.
Tagsdrauf reiste der dann mit U-Bahn und Bussen zwei Stunden aus der Stadt heraus, um in Walton-on-Thames auf einer vermessenen 2,64 Kilometer langen Wendepunktstrecke beim offiziellen „Not the London Marathon Run“ ganze achtmal auf und ab zu laufen. Auch knapp 13 Jahre nach seinem ersten Marathon, in denen er 35 Marathons auf drei Kontinenten laufen konnte, war der mit ca. 220 Finishern kleine Marathon mit verschiedenen neuen und teils ungewöhnlichen Erfahrungen verbunden. Davon ließ er sich aber nicht aus dem Konzept bringen und peilte von Beginn an einen neuen Streckenrekord, der nach hunderten Laufevents auf der Strecke entlang der flachen Trail-Strecke entlang der Themse bei 2:42 Stunden stand, an. Seinen Not the London Marathon Run, der bis auf den Namen und dem Datum so gar nichts mit dem London Marathon zu tun hatte, beendete er nach 42,195 Kilometer langem läuferischem Alleingang nach 2:37:05 Stunden. Damit gewann er seinen fünften Marathon und unterbot den angepeilten Streckenrekord um über fünf Minuten. „Es war ein unkonventionelles Erlebnis, ja ein wahres Abenteuer. Nochmal möchte ich solche eine Situation aber nicht erleben, sondern nächstes Mal wieder auf großer Bühne die blauen Farben hochhalten“, so Jonas nach dem Rennen.
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