Am Sonntag, den 2. Juni starteten der Hofstetter Patrick Brucker und der Offenburger Torsten Wöhrle über die gleiche Renndistanz von 113 Kilometern. Brucker ging dabei beim Ironman 70.3 Kraichgau an den Start, Wöhrle beim Ironman 70.3 Switzerland in Rapperswil-Jona.
Für Patrick Brucker und Torsten Wöhrle war der 2. Juni ein besonderer Tag. Beide blicken zusammen auf eine Lauferfahrung von jeweils weit mehr als 100 Wettkämpfen. Doch der erst dritte Triathlon und die zweite Mitteldistanz sollte es für den 22-jährigen Studenten werden, für Torsten in der Schweiz gar der erste Triathlon überhaupt. Für beide standen 1,9 Kilometer Schwimmen im See, 90 bergige Kilometer auf dem Rad und ein abschließender Halbmarathon auf dem Plan.
Nach fünf Monaten intensiver Vorbereitung auf seine zweite Mitteldistanz ging Patrick mit deutlich höheren Ambitionen in Ubstadt-Weiher ins Rennen als noch ein Jahr zuvor in Luxembourg bei seinem Debüt. Dass die Form beim Schwimmen, Radfahren und Laufen jeweils deutlich besser war als noch 2018, war mehr als klar. Eine leichte Erkältung, die er sich Mitte der Woche eingefangen hatte, in Kombination mit Temperaturen bis 32 Grad im Schatten machten seine Ambitionen aber schon früh zunichte.
Solider Start für Patrick Brucker in seiner schwächsten Disziplin
15 Minuten hinter Jan Frodeno und Co. fiel für Patrick und weitere 2.500 Altersklassenathleten am Hardtsee der Startschuss. Schon hierbei begann das unrunde Rennen, da Patrick während des Schwimmens drei Mal stoppen und seinen Zeitnahme-Chip am Fußgelenk neu befestigen musste, da dieser sich immer wieder lockerte. Dennoch bedeuteten 34:38 Minuten in seiner schwächsten Disziplin eine Verbesserung von drei Minuten gegenüber dem Vorjahr. Auf dem Rad angekommen, spürte er schon von Beginn an, dass er nicht bei voller Stärke sei. Kopfschmerzen und ungewohnt schlappe Beine zeigten dem Hofstetter an diesem Tag schnell seine Grenzen auf, und dass er trotz monatelangem konsequenten Training nicht seine Form würde abrufen können.
Dennoch kämpfte er sich mit seinem Rennrad im „Land der 1.000 Hügel“ über zehn kurze, knackige Anstiege mit insgesamt rund 1.000 Höhenmetern in 2:41:45 Stunden und machte dabei rund 400 Plätze gut, nachdem er sich aus dem Hardtsee kommend nur knapp im vordersten Drittel sah. Dem abschließenden Halbmarathon über drei sieben Kilometer lange Runden durch Bad Schönborn und Bad Langenbrücken wollte Patrick trotz seines schlechten Befindens bis dahin noch eine Chance geben und hoffte auf einen versöhnlichen Rennausgang. Schnell musste er auch in Anbetracht der mittlerweile herrschenden 32 Grad einsehen, dass sein Körper an diesem Tag nicht das zeigen konnte, was in fittem Zustand möglich gewesen wäre.
Jede Möglichkeit zur Kühlung des Körpers mit Wasser, Schwämmen und Eiswürfeln genutzt
Daher entschied sich Patrick, den Halbmarathon in reduziertem Tempo zu beenden, was unter der großen Hitze dennoch sehr kräftezehrend war. Bei jeder Verpflegungsstation überschüttete er sich wie fast alle anderen Triathleten mit Wasser, lief unter den aufgebauten Duschen durch, stopfte sich Schwämme in den Einteiler und Eiswürfel unter die Mütze. Dennoch motivierten die vielen tausend Zuschauer, die für eine herausragende Stimmung bei Deutschlands beliebtester Mitteldistanz sorgten, immer weiterzumachen. Nach 5:07:09 Stunden lief Patrick zwischen den Zuschauertribünen auf ausgerolltem Teppich über die Ziellinie und bedankte sich mit gezogener Mütze bei den Zuschauern. Damit blieb er als 368. aller 2.141 Finisher und 19. seiner Altersklasse zwar deutlich hinter seinen Möglichkeiten, bewies aber dennoch Größe und Durchhaltevermögen, indem ein Ausstieg trotz verlorener Ambitionen nie eine Option darstellte und er der Hitze bis zum Ende trotze.
Torsten Wöhrle bei seinem ersten Triathlon gleich von 0 auf 113 Kilometer
Parallel dazu mit nicht allzu großen Ambitionen und ganz ohne Erfahrung im Triathlon ging Torsten in der Schweiz in sein Rennen. Anders als im Kraichgau, wo die Wassertemperatur angenehme 20 Grad betrug, ging das Thermometer im Obersee runter Richtung 15 Grad, was einen Neoprenanzug zur Pflichtausrüstung machte. Mit wenig Schwimmerfahrung ging Torsten im hinteren Teil des Feldes per Rolling Start ins Rennen. Wie bei mittlerweile allen großen Rennen, werden bei den Ironman-Events alle vier bis fünf Sekunden vier Athleten ins Wasser geschickt.
Nach 53:21 Minuten kam er als 2019. aller Triathleten sichtlich erleichtert aus dem kühlen Nass und freute sich auf den anstehenden Radpart. Ebenfalls gut 1.000 Höhenmeter waren es auch für Torsten und Triathlon-Größen wie Daniela Ryf. Während der beste Langdistanz-Triathlet der Welt, zweifache Hawaii-Champion und Olympiasieger von 2008 mit Jan Frodeno im Kraichgau siegte, tat ihm dies Ryf als vierfache Hawaii-Siegerin bei ihrem Heimrennen in Rapperswil-Jona gleich. Anders als im Kraichgau verteilten sich die Höhenmeter in der Schweiz im Wesentlichen auf einen langen Anstieg, der in zwei Runden zu überfahren war.
Auch der Offenburger Triathlon-Rookie machte mehrere hundert Plätze gut und beendete die 90 Kilometer Radfahren nach 2:58:33 Stunden. In Rapperswil-Jona zeigte der meteorologische Sommerbeginn ebenso seine Auswirkung, wenn auch nicht ganz so extrem wie in der Heimat. Temperaturen um 25 Grad und Sonnenschein machten das Rennen dennoch zu einem zehrenden. Auf den abschließenden zwei Laufrunden zu je 10,55 Kilometern durften die Athleten die „Stairway to Heaven“ überlaufen und wurden auch mit ein paar Treppenstufen nicht verschont. Weitere 1:51:04 Stunden später hatte Torsten seinen ersten Triathlon mit dem Ironman 70.3 Switzerland nach 6:00:59 Stunden als 1483. des Gesamtfeldes erfolgreich gefinisht.